Paul auf Abwegen

Hoch oben im Norden unserer Welt liegt ein wunderschönes Land … Rentierland. Nicht nur der Weihnachtsmann und seine Helferlein wohnen dort, sondern auch Paul. Paul ist ein junges, starkes Rentier mit vielen Flausen im Kopf und der Aufgabe, in diesem Jahr zum ersten Mal den Schlitten des Weihnachtsmannes am 24. Dezember mitzuziehen. Aber Paul wäre nicht Paul, wenn alles wie geplant laufen würde. So stolpert er in ein wahnwitziges Abenteuer, das Weihnachten in diesem Jahr in Gefahr bringt!

Die 24-teilige Geschichte von Paul kannst du wie einen Adventskalender nutzen und jeden Tag einen Abschnitt vorlesen. Für die einzelne Seite brauchst du etwa 4 bis 5 Minuten Zeit. In diesem Fall empfehle ich, jeweils das am Abend zuvor gelesene Kapitel noch einmal zu wiederholen und dann das nachfolgende vorzulesen. So können sich die Kinder besser erinnern, sind wieder voll in der Geschichte und die Lesezeit erhöht sich auf angenehme 8 bis 10 Minuten. Genau richtig vor dem Einschlafen.
Doch selbstverständlich kann »Paul auf Abwegen« auch als ganz normales Vorlesebuch in der Vorweihnachtszeit genutzt werden.

Du kannst die komplette Geschichte von Paul im PDF-Format downloaden. Dazu einfach unten auf den Link klicken.

Leseprobe aus Paul auf Abwegen:

Am 1. Dezember:

Hoch oben im Norden unserer Welt liegt ein wunderschönes Land … Rentierland. Hier wohnen der Weihnachtsmann und seine vielen Helferlein. Das ganze Jahr über bedeckt wunderbar weißer, glitzernder Schnee die Berge und Täler, obwohl sich tagsüber meist ein wolkenlos tiefblauer Himmel über diesen herrlichen Fleck Erde spannt. Die Schneeflocken schweben nachts, wenn die Einwohner von Rentierland schlafen, sanft hinab und decken alle Spuren des Vortages wieder zu.

Außer dem Weihnachtsmann und seinen Helferlein sind des Öfteren ein paar fleißige, kleine Engel zu Gast. Besonders in den Wochen vor Weihnachten trifft man viele von ihnen in Rentierland, weil sie den Weihnachtsmann bei seinen vielfältigen Aufgaben unterstützen wollen. Es macht nämlich eine Menge Arbeit, die Geschenke für alle Kinder auszusuchen, hübsch zu verpacken und damit rechtzeitig vor dem 24. Dezember fertig zu sein.

In Rentierland gibt es verschiedene große Gebäude, die an alte Fabrikhallen erinnern. Nur das sie nicht öde und marode aussehen, wie das alte Fabrikhallen hierzulande manchmal tun. Oh nein, die großen Gebäude in Rentierland sehen wunderschön aus. Bunt glitzernd angemalt sind sie. Die vielen kleinen Fenster blitzen vor Sauberkeit und innen ist es kuschelig warm. Überall verbreiten Kerzen ihren warmen Schein und sorgen für genügend Licht. Es duftet wunderbar lecker nach frischgebackenen Weihnachtsplätzchen und lustige Musik erklingt aus unsichtbaren Lautsprechern. In jeder der großen Hallen herrscht emsiges Treiben, um nicht zu sagen, heilloses Chaos.

Niemand würde glauben, dass in diesem Durcheinander irgendwer den Überblick behalten kann. Aber der Weihnachtsmann, der dicke, alte, gutmütige Herr mit dem langen, weißen Bart und den freundlich strahlenden Augen lacht nur, wenn ihn jemand danach fragt. Er weiß genau, wie viele Weihnachtsplätzchen schon gebacken sind, wie groß die Anzahl der Gameboys in Lager fünf ist, und dass die kleine Katharina in Hintertupfingen eine schlimme Haselnussallergie hat und deshalb keine Weihnachtsplätzchen mit Haselnüssen auf ihren Weihnachtsteller dürfen.
Wie er sich dies und eine Million anderer wichtiger Dinge so gut merken kann? Naja, er ist eben der Weihnachtsmann.


Am 2. Dezember:

Ganz oben, hinten rechts in Rentierland wohnen die Winterzwerge. Sie sind dafür verantwortlich, dass die Rentiere, die einst dem Land ihren Namen gaben, das ganze Jahr über gut gehegt und gepflegt werden. Das ist eine sehr, sehr ehrenvolle Aufgabe für die Winterzwerge, denn die mächtigen Tiere sind die Allerwichtigsten in dem kleinen Land, oben im hohen Norden.
Ohne ihre Gabe, wie der Wind durch die Luft galoppieren zu können, wäre der Weihnachtsmann nämlich nicht in der Lage, die vielen Geschenke in der Welt zu verteilen. Deshalb hat er auch die Winterzwerge für die Pflege der Rentiere bestimmt, weil Winterzwerge bekanntlich die besten Rentierpfleger des Universums sind.

Es geschah an einem Mittwoch, genau zwei Wochen vor Weihnachten. Paul, ein noch junges, aber schon sehr kräftiges Rentier, sollte in diesem Jahr das allererste Mal in seinem Leben den Schlitten des Weihnachtsmannes mitziehen. Paul hatte erst im letzten Sommer seine dreijährige Ausbildung zum Weihnachtsmannschlittenzieher mit der Note “ausgezeichnet” bestanden und war sehr stolz, dass er schon im gleichen Jahr nach Abschluss seiner Ausbildung ins Kader der “Großen” aufgenommen wurde. Das war eine tolle Sache, die nur selten einem Rentier zuvor gelungen war.

Pauls Mama, Pauline, trabte den ganzen Tag mit vor Stolz erhobener Nase durch die Gegend und erzählte jedem, ob er es nun hören wollte oder nicht, dass ihr kleiner Paul in diesem Jahr bei den “Großen” war und somit den Schlitten des Weihnachtsmannes am 24. Dezember ziehen durfte. Tränen der Freude und Rührung liefen dabei aus Paulines großen, braunen Augen – jedes Mal, so oft sie die Geschichte auch erzählte.

Aber zurück zu den tragischen Ereignissen des Mittwochmorgens. So stolz und selbstbewusst Paul auch tat, tief in seinem Inneren hatte er eine Riesenangst, dass er bei der großen Ausfahrt irgendetwas falsch machen könnte. Paul war Perfektionist und es hätte seinen seelischen und moralischen Untergang bedeutet, wenn ausgerechnet wegen ihm etwas schief gehen würde. Deshalb entschloss er sich an eben diesem Mittwochmorgen die Strecke, auf der er am 24. Dezember den Schlitten des Weihnachtsmannes ziehen sollte, schon einmal abzutraben, damit er genau wusste, was auf ihn zukommen würde.

Allerdings war es den Rentieren strikt verboten, außerhalb der Grenzen Rentierlands von ihren Fähigkeiten Gebrauch zu machen, durch die Luft traben zu können – außer am 24. Dezember natürlich. Aber Paul war so aufgeregt, dass er das Verbot in diesem Moment schlicht und ergreifend vergaß – oder besser gesagt, vergessen wollte!

 

Am 3. Dezember:

Paul suchte sich an dem speziellen Mittwochmorgen ein ruhiges Plätzchen ganz oben, hinten rechts in Rentierland und startete geschickt in die Höhe, so, wie er es schon hundertmal zuvor in der Schule geübt hatte. Es klappte alles wunderbar und schon bald lag Rentierland weit unter Paul. Selbst die großen Hallen sahen von hier oben wie bunte Spielzeugwürfel aus. Er genoss es, den eisigen Nordwind in seinem dichten Fell wie eine Liebkosung zu spüren und fror kein kleines bisschen.

Kurz nach seinem Abflug, als er noch niedriger war, hatten ihm Winterzwerge, Rentierfreunde, Engel und sogar der Weihnachtsmann fröhlich zugewunken. Alle gingen natürlich davon aus, dass Paul nur mal eben einen kleinen Übungslauf über Rentierland absolvierte. Keiner bekam mit, dass Paul an der Grenze nicht kehrtmachte, sondern immer höher stieg und einfach geradeaus weiter galoppierte.

Langsam verschwand Rentierland aus seinem Blickfeld, wenn Paul den Kopf nach hinten drehte. Unter ihm war nur der endlose Ozean zu sehen. Viele, viele Eisschollen schwammen dort und gewaltige Eisberge streckten ihre Nasen aus dem tiefdunkelblauen Wasser. Paul lief und lief und lief und war geradezu fasziniert davon, was er zu sehen bekam. Nur zu Fuß hatte er bisher die Grenzen Rentierlands überschritten und dabei festgestellt, dass es ein paar Kilometer hinter seiner Heimat auch nicht viel anders aussah. Aber von hier oben war alles ganz anders. Die Eisberge wurden seltener und bald wurde es wärmer und ringsum war nur noch blaues Wasser zu sehen. Immer wieder tauchten jetzt kleinere Inseln auf, aber Paul traute sich nicht tiefer nach unten zu gehen, um genauer zu schauen, aus lauter Angst, dass ihn jemand entdecken könnte.

In der Schule hatte Paul zwar einiges davon gehört, wie es noch auf der Welt aussah und vor allem die grünen Wälder hatten es ihm angetan, aber dass das Meer hier wirklich so blau und weit war, hatte er sich nicht vorstellen können.

Vor lauter Freude lief er in großen, weitgezogenen Kurven und Kreisen, tanzte übermütig durch die Luft, lachte aus vollem Herzen … und verlor dabei völlig die Orientierung.

 

Am 4. Dezember:

Da der Weihnachtsmann fast alles weiß, fiel ihm ziemlich bald auf, dass eines der Rentiere aus Rentierland verschwunden war. In diesem Moment dachte er allerdings nicht mehr daran, dass er Paul heute Morgen zugewinkt hatte und brachte deshalb auch nicht das junge, ungestüme Rentier mit dem Verschwundenen in Verbindung.
Kurzerhand schickte er einen der Gast-Engel nach ganz oben, hinten rechts ins Rentierland, um Näheres in Erfahrung zu bringen. Als der Engel eine Stunde später wieder zurück war und erzählte, dass wohl Paul das verschwundene Rentier sei, fiel dem Weihnachtsmann wieder die Begebenheit vom Morgen ein. Er hatte Paul zwar nach Süden fliegen sehen, aber nicht wahrgenommen, ob er irgendwann auch zurückgekommen war.
Aber warum um alles in der Welt sollte Paul verbotenerweise über die Grenze von Rentierland fliegen? Dazu noch ohne jemanden davon in Kenntnis zu setzen, dass er eine Reise unternehmen wollte? Merkwürdig.
Der Weihnachtsmann machte sich jetzt echte Sorgen um Paul und hoffte sehr, dass sich die Angelegenheit bald klären und als harmlos herausstellen würde. Seufzend wandte er sich ab und stapfte durch den hohen Schnee in Halle 9, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Währenddessen tanzte Paul laut lachend durch den Himmel und genoss die immer wärmer werdende sanfte Luft und das große Land, das seit einiger Zeit unter ihm aufgetaucht war. Plötzlich verharrte er mitten im Sprung. Schlagartig war ihm bewusst geworden, dass er schon ewig weit von zu Hause entfernt sein musste … und, dass er keine Ahnung hatte, wo er eigentlich war und wie er jemals zurückfinden sollte.
Früher war das einfacher gewesen, da wurden die Rentiere noch in Kursbestimmung und all dem Kram ausgebildet. Aber heutzutage, im Zeitalter der elektronischen Navigatoren, war das nicht mehr nötig und Rentiere lernten prinzipiell nur das, was wirklich unumgänglich war. Folglich sah die Situation für Paul nicht gerade rosig aus.
Das wurde ihm auch von Minute zu Minute bewusster und ein kleines ängstliches Beben durchlief seinen ganzen großen, haarigen Körper. Ja er musste sich richtig zusammennehmen, dass die Tränen, die sich in seinen Augen sammelten, nicht überschwappten. Aber das wäre ja auch zu peinlich gewesen – ein fast ausgewachsenes Rentier, das heulte.

Paul stand noch immer auf dem Fleck, wenn man von einem Fleck sprechen kann, mitten in der Luft ohne etwas unter den Hufen, und wusste nicht, was er jetzt machen sollte. Er ließ sich ein Stück nach unten sinken und schaute sich interessiert um. Unter sich sah er einen großen, grünen Wald, der sich, unterbrochen von ein paar Straßen und Feldern, Wiesen und kleinen Dörfern, endlos hinzuziehen schien.

 

Am 5. Dezember:

Aus dem Geografieunterricht kannte Paul zwar Fotos von fernen, bunten Ländern und riesigen Wäldern, aber so fantastisch hatte er sich einen grünen Wald nicht in seinen kühnsten Träumen vorgestellt. Natürlich gab es auch Wald im Rentierland, schließlich wohnte er sogar in einem solchen. Aber die Bäume dort waren immer mit Schnee bedeckt und einen Wald ohne Schnee kannte Paul, wie gesagt, nur von Bildern. Und jetzt das!
Sein Magen knurrte laut auf. Paul fiel ein, dass er heute noch nicht einmal gefrühstückt hatte. Und da unten, da wuchs anscheinend Futter im Überfluss. Aber er konnte hier doch nicht einfach landen. Oder? Es nützte schließlich niemandem, wenn er hier oben verhungerte. Und großen Durst hatte er jetzt auch. Und müde war er und mal wieder festen Boden unter sich spüren, das wäre es!

Paul sah sich um, als erwarte er hinter der nächsten Wolke den erhobenen Finger des Weihnachtsmanns und seine dröhnende Stimme: »Wag dich bloß nicht da runter zu laufen!«. Aber nichts geschah. Paul sah nichts und hörte nichts … nichts, was ihn davon abhielt sich zu bewegen, und zwar Richtung Boden. Die letzten paar hundert Meter gab er allerdings richtig Gas, weil er Angst hatte, dass ihn sonst ein Mensch entdecken könnte. Wenn Rentiere richtig Gas geben, dann sind sie in der Luft so schnell, dass ein menschliches Auge sie nicht erfassen kann. Das ist auch der Grund, warum man den Schlitten vom Weihnachtsmann so selten zu Gesicht bekommt.

Es gab einen leisen Bums, als Paul auf der Erde aufkam. Erschrocken zog er einen Fuß an und tastete sich dann vorsichtig auf dem duftenden Waldboden weiter. Selbst die Stellen in Rentierland, die tief unter den Bäumen lagen und nicht immer ganz verschneit waren, fühlten sich kalt und hart gefroren an. Hier aber war der Boden ganz weich, fast als würde Schnee drauf liegen und doch ganz anders. Und es roch so gut!

Nachdem Paul sich an den merkwürdig weichen Boden gewöhnt hatte, lief er wie auf Wolken weiter zwischen den Bäumen herum. Obwohl es ja auch hier schon Dezember war, so empfand Paul die Temperaturen und die grünen Tannenbäume, ja selbst die Laubbäume ohne Blätter als wahnsinnig aufregend und faszinierend. Und es gab sogar genug zu essen, ohne dass er erst im Schnee kratzen musste. Fantastisch!
Trotz seiner prekären Situation fühlte Paul sich im Moment wie im Paradies. Er hatte das Denken bis auf Weiteres eingestellt und genoss einfach nur den Augenblick.

 

Welche haarsträubenden Abenteuer erlebt Paul und wird er es schaffen, bis Weihnachten ins Rentierland zurückzukommen??

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