Unkelbach

Krimi-Episoden aus der Handkäs-Region

Es gibt Leute, die in ihrem ganzen Leben niemals etwas mit kriminellen Handlungen zu tun haben, außer dass sie gerne Krimis lesen oder sie sich gänsehautüberzogen im Fernseher anschauen. Es gibt aber auch Menschen, deren Schicksal es zu sein scheint, ständig über Leichen zu stolpern. Zugegeben, das sind meist nur Serienhelden wie Pfarrer Braun oder Wilsberg – im realen Leben passiert so etwas eher selten. Und doch gibt es solche Ausnahmen – Charly zum Beispiel.
Geburtsname: Karlheinz Unkelbach
Geburtsort: Hofheim am Taunus
Geburtstag: der 29. Februar 1960 – ein Schaltjahr!
Schaltjahrgeborenen sagt man nach, dass sie irgendetwas Besonderes an sich haben. Nun, Charly ist nicht sehr besonders, im Gegenteil. Ein ganz normaler Mensch wie du und ich – und doch hat er die Begabung, wie unsere Filmhelden, immer wieder in kriminelle Handlungen hineingezogen zu werden …

Charly Unkelbach, einem liebenswerten, wenn auch etwas ruppigen ehemaligen Vollzugsbeamten mit viel Herz, aber immer bissigem Gesichtsausdruck, fallen Verbrechen tatsächlich ständig vor die Füße.
Mit Hilfe seiner Freunde, dem jungen Rechtsanwalt Thorsten Winkelmann und dem Kriminalkommissar Benjamin Müller, sowie seiner Katze «Katz’« und dem Hund Toni geht er in Hofheim auf Verbrecherjagd. Dass es dabei nicht immer todernst zugeht, ist das Besondere an den Krimis.

Das Café Tass, der Meisterturm, das Chinon-Center, Lorsbach, der Kapellenberg und viele andere reale Orte sind Schauplatz für Charlys Abenteuer. Der Hofheimer, der so herrlich hessisch babbelt, löst seine Fälle auf manchmal etwas kuriose Weise.

Charlys Leben zieht sich fortlaufend durch das gesamte Buch, wobei die einzelnen Episoden mehr oder weniger in sich abgeschlossen sind. Da finden sich reiche Damen, psychisch gestörte Mörder, intelligente Dackel, böse Ehemänner, Leichen im Klo und in der Müllverbrennung, merkwürdige Testamente und Handkäs’ mit Musik.

Der Lesespaß als Ebook oder Taschenbuch ist vorprogrammiert.

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Ebook:
Unkelbach – Krimi-Episoden aus der Handkäs-Region
• ASIN: B07H3D51LX
• Format: Kindle Edition
• Verkauf: Amazon Media EU S.à r.l.
• Preis: 3,99 € oder kostenlos als Kindle unlimited Version
• Dateigröße: 772 KB
• Erscheinungsdatum: 03.09.2018 (neu überarbeitet)
• TauRom-Verlag
• Website: die-autorenecke.de
• Mail: schmitt@die-autorenecke.de

Taschenbuch:
Unkelbach – Krimi-Episoden aus der Handkäs-Region
• ISBN: 978-3746764405
• Seiten: 288
• Gebundener Ladenpreis: 9,99 €
• Text: Copyright © 2016 by Marion Schmitt
• Titelfotos: Copyright © by istockphoto.com (Bernd Wittelsbach)
• Fotos: Copyright © by Caro Rubach
• Korrektorat: Eileen Reukauf & Tanja Konopka
• Erscheinungsdatum: 06.10.2016
• Überarbeitete & erweiterte 2. Auflage: März 2017
• Überarbeitete 3. Auflage: 23.09.2018
• Autorspublished by: epubli GmbH, Berlin
• TauRom-Verlag
• Website: die-autorenecke.de
• Mail: schmitt@die-autorenecke.de

Leseprobe aus Unkelbach:

Unkelbach … un die rot Leich

Der Verein der Vogelfreunde Lorsbach e.V. entdeckte sie. Besser gesagt Dackel Rudi, der ganze Stolz des ersten Vorsitzenden Walter Habicht. Der sonst so folgsame Hund verschwand während einer kleinen Wanderung am Kapellenberg plötzlich zwischen den hohen Kiefern und kam auch auf mehrfaches Pfeifen seines Herrchens nicht mehr zum Vorschein. Stattdessen jaulte und kläffte er was das Zeug hielt. Habicht und die anderen beschlossen, dem Hund in den Wald zu folgen. Dort bot sich den Männern ein gruseliges Bild: Rudi saß vor einem aufgeschichteten Haufen brauner Fichtennadeln, aus dem ein nackter Frauenarm hervorragte.

»Ach du heiligs Blechle!«, schnaufte Habicht. Dem gebürtigen Schwaben schlüpften, wenn er aufgeregt war, hie und da noch ein paar Worte seines Mutterdialekts heraus. Die allesamt gestandenen Mannsbilder trauten sich keinen Schritt näher heran.

Einige Minuten lang standen die Vereinsfreunde wie versteinert und mit fassungslosen Gesichtern vor dem großen Nadelberg, sogar Rudi war inzwischen wieder still, bis Habicht sich besann und die Initiative ergriff. In einem großen Bogen umkreiste er den Nadelberg, zog dabei ein Taschentuch aus seinem Hosensäckel und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Als er die bewundernden Blicke seiner Vereinskameraden auf sich gerichtet sah, wurde er noch eine Spur mutiger.
Mit seinem rechten Fuß fing er an vorsichtig die Nadeln zur Seite zu schieben, bis plötzlich eine rote Haarsträhne zum Vorschein kam. Habicht hielt erschrocken inne. Die anderen Männer, die inzwischen ebenfalls tapfer nähergetreten waren, trauten ihren Augen nicht.

»Die sehn aus, wie die Haar von de Ivy«, flüsterte einer.

Habichts Fuß trat wieder vorsichtig in Aktion und bald war ein junges Frauengesicht zu erkennen.
»Das, das …«, stotterte Habicht, »oh mein Gott, das ist wirklich die Ivy!«

Entsetzt sahen sich die Vogelfreunde an.

Bernd Wagner, der jüngste im Bunde, begann zu würgen, bevor er »Ich ruf die Polizei« herausstieß und dabei in seiner Jackentasche nach dem Handy griff.
»Bist du dorschgedreht«, riefen gleich drei seiner Vereinsfreunde erschrocken.
»Warum? Des müsse mer doch sofort melde«, schrie Bernd.
»Nichts müssen wir«, meldete sich Habicht wieder zu Wort und schlug Wagner das Handy aus der Hand. »Denk doch mal ein bisschen mit, Bernd! Kennen wir Ivy? Ja! Hätten wir alle einen Grund sie umzubringen? Im entferntesten Sinne, ja! Sind wir hier herumgetrampelt und haben jede Menge Spuren hinterlassen? Ja!« Habicht redete sich in Rage. »Und überhaupt, was geht uns das alles an? Lasst uns lieber sofort verschwinden! Dann kann die Polizei auch nichts mit unseren Fußabdrücken anfangen, versteht ihr? Wenn die uns nicht mit Ivy in Zusammenhang bringen, nutzen die denen nämlich gar nichts!«

Panik erfasste die Vogelfreunden. Hektisch zogen sie sich vom Ort des Geschehens zurück. Dabei unterliefen ihnen gleich mehrere Fehler: Habicht bemerkte nicht, dass ihm sein Taschentuch, das er nur flüchtig zurück in die Hosentasche gesteckt hatte, wieder herausgerutscht war. Wagner hatte das am Boden liegende Handy völlig vergessen und Peter Schmitz, dem Spaßvogel des Vereins, war das Lachen gründlich vergangen. Eine Weile stand er regungslos vor der Toten und starrte etwas metallisch Glänzendes an: ein langes Jagdmesser, an dessen Schneide eingetrocknetes Blut klebte. Entsetzt stürmte er den anderen hinterher.

***

Kurz nach 16 Uhr ging ein anonymer Anruf bei der Hofheimer Polizei ein. Der Unbekannte beschrieb detailliert ein Waldstück, in dem angeblich eine weibliche Leiche lag. Noch bevor der Polizeibeamte, der das Gespräch entgegengenommen hatte, nach dem Namen des Anrufers fragen konnte, hatte dieser bereits aufgelegt.

Solche Telefonate bei der Polizei in Hofheim waren nichts ungewöhnliches. Gerade in letzter Zeit hatten es sich ein paar Witzbolde zum Hobby gemacht, die Beamten mit Falschmeldungen auf Trab zu halten. Deshalb ging man in der Dienststelle zunächst auch von einer Irreführung aus. Trotzdem wurde ein Einsatzteam in das entlegene Waldstück geschickt, um der Sache nachzugehen. Dieses Mal war es kein Fake.

Der komplette Polizeiapparat rollte im Kapellenwald an. Für die Spusi war es ein Fest, denn so viele offensichtliche Spuren waren selten an einem Tatort zu finden. Doch trotz der zahlreichen Hinweise am Fundort der unbekannten Leiche stellte es sich als schier unmöglich heraus, auch nur einen Funken Licht in die Angelegenheit zu bringen. Nirgends war eine junge Frau, auf die die Beschreibung der Toten passte, als vermisst gemeldet worden.
Die Fingerabdrücke auf Tatwaffe, Handy und Taschentuch stammten von drei verschiedenen Menschen. Keiner von ihnen war aktenkundig. Alle Gegenstände waren Massenware und auf dem Prepaid-Handy waren weder Telefonnummern noch Anrufe oder SMSe gespeichert.

***

Das Rouge lag auf halber Strecke zwischen Lorsbach und Eppstein, gut im Wald versteckt. Nur Insider erkannten das überwucherte Hinweisschild von der Straße aus. Unkelbach kehrte ab und zu hier ein, um in der etwas verruchten Atmosphäre einen Apfelwein zu trinken. Mehr wollte er hier nicht.

»Bring mer en Äppler und hol die Ivy«, sagte er in mürrischem Ton zur Bedienung. Die lächelte herausfordernd den schlechtgelaunten Gast an und wippte dessen ungeachtet mit ihrer mächtigen, nur halbherzig bedeckten Oberweite vor Unkelbachs Gesicht herum. Er schnippte mit Daumen und Zeigefinger gegen die ihm dargebotene Pracht und grinste ein wenig verhalten.
»Los du klaa Krott, verschwind jetzt. Ich will mit de Ivy schwätze.«
»Ivy ist nicht da«, entgegnete ihm die üppige Blondine und zog, übertrieben mit ihrem Hinterteil wackelnd, ab. Kurze Zeit später tauchte sie mit der gewünschten Bestellung wieder an Unkelbachs Tisch auf.
»Die war gestern schon net da. Wo isse dann?«, fragte er ungeduldig.
»Bin ich ihr Kindermädchen, oder was«, lautete die schnippische Antwort. »Aber ich hab auch einiges zu bieten. Willst du nicht mal zugreifen?« Die Blondine setzte sich aufreizend auf die Sessellehne und drückte Unkelbach ihren Busen in die Seite. Unkelbach musste heftig schlucken, bevor er ein Stück von ihr abrückte und aufstand.
»Lass mal stecke, Schnecksche. Sag de Ivy, die soll mich aarufe.« Er kippte den restlichen Äppler in einem Zug runter, steckte „Blondie“ einen Fünfziger und seine Visitenkarte in den Ausschnitt und verließ das Etablissement.

Auf der Heimfahrt vom Rouge nach Hofheim trommelte Charly nervös mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum. Wo steckt das Mädchen nur, fragte er sich. Sie waren doch verabredet gewesen und jetzt rannte er ihr schon seit zwei Tagen hinterher. Obwohl Unkelbach sonst nicht besonders gefühlsduselig war, hatte ihn das Schicksal der Kleinen gerührt. Er nahm sich vor Thorsten einzuspannen, wenn Ivy nicht bald wieder auftauchte. Der Rechtsanwalt hatte nämlich einen guten Freund bei der Polizei, der ihnen schon in früheren Fällen den einen oder anderen Hinweis gegeben hatte.
Unkelbach schob die unangenehmen Gedanken beiseite. Er wollte jetzt nur noch eine heiße Dusche und anschließend gemütlich einen Äppler vorm Fernseher trinken. Bei diesem Gedanken seufzte er wohlig auf und trat noch etwas fester aufs Gaspedal.

***

Die Mitglieder der Vogelfreunde Lorsbach e.V. hatten eine Sondersitzung einberufen. Wie üblich fand sie in dem kleinen Gartenhaus von Habicht statt. Hier war man immer ungestört. Sollte es Hannelore Habicht, die resolute Ehefrau des Vorsitzenden, doch mal wagen, in das Refugium der Herren vorzudringen, meldete das Dackel Rudi rechtzeitig und zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk mit einem tiefen Knurren. Viel Ausdauer und Unmengen an Leckerlis waren nötig gewesen, um Rudi zum „Frühwarnsystem“, wie die Vereinsmitglieder gerne scherzten, auszubilden.

»Leut, es hat immer noch nix in de Zeidung gestanne«, sagte Bernd Wagner besorgt. Aus lauter Scham hatte er den anderen verschwiegen, dass er sein Handy am Ort des Geschehens liegengelassen hatte. Seit Tagen zermürbte er sich das Hirn, ob man ihn über das Handy ausfindig machen könnte. Er hatte es gebraucht auf dem Frankfurter Flohmarkt gekauft und fand sich schlau wie ein Fuchs, nur eine Prepaidkarte zu benutzen und immer sofort alle Telefonate und SMSe, die über dieses „geheime“ Handy gelaufen waren, zu löschen. Aber jetzt hatte er Angst. Nicht, dass man ihn des Mordes beschuldigen könnte. Schließlich hatte er damit nichts zu tun.
Doch sollten durch diese unglücklichen Umstände seine Lügengeschichten und seine heimlichen Eskapaden in einem gewissen Etablissement ans Tageslicht kommen, wäre Frau Wagner durchaus in der Lage, sein Leben noch mehr zur Hölle zu machen.

Dabei hatte, vor etwa zwei Jahren, alles so gut angefangen. Tagelang waren sie aus dem Lachen nicht herausgekommen, als sie den Verein der Vogelfreunde Lorsbach e.V. gegründet hatten. Anfangs war es nur eine von vielen sinnlosen Stammtischideen gewesen, die nach einem gewissen Pensum an Bier und Schnaps aufkamen, aber nie umgesetzt wurden. Doch diese Idee hatte Habicht ernst genommen. Er erledigte sofort alle Formalitäten und ernannte sich selbst zum Vorsitzenden.
Die neun Vereinsmitglieder interessierten sich allerdings weniger für die Natur und die dort lebenden gefiederten Bewohner. Inoffiziell nannten sie sich nämlich die „Vögel“-Freunde. Und dieser Name war mehr als zutreffend gewählt ….
Damit der gute Schein gewahrt wurde, trafen sich die Mitglieder ein- bis zweimal pro Woche, um Ausflüge in die beheimatete Natur zu unternehmen und Vögel zu beobachten. Ausgangspunkt war stets Lorsbach. Und auch wenn sie jedes Mal in eine andere Richtung loswanderten, das Ziel war immer das Gleiche: das Rouge.

Natürlich hatte nicht nur Bernd Wagner Angst, dass alles auffliegen könnte. Jeder Einzelne von ihnen versuchte das Bild des braven, verheirateten Spießbürgers aufrechtzuerhalten. Es würde einer Katastrophe gleich kommen, in den Mord an Ivy mit hineingezogen zu werden. Sie war der Star des Rouge und alle Mitglieder des Vereins hatten sie von einer sehr intimen Seite kennenlernen dürfen.

»Es ist doch gut für uns, wenn der Fall nicht so aufgebauscht wird«, meinte Peter Schmitz. »Außerdem kommen die nie auf uns! Wie auch?« Schmitz hielt kurz inne, dann fuhr er fort: »Aber ich muss euch was beichten. Ich glaube, ich hab ziemlichen Blödsinn gemacht. Neben Ivy lag ein blutbeschmiertes Messer. Ihr habt es irgendwie nicht gesehen, ihr seid ja auch losgerannt, als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter euch her. Aber ich, ich hab es gesehen! Und aufgehoben. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Aber jetzt sind wohl meine Fingerabdrücke auf der Tatwaffe.«
Allgemeine Bestürzung und betretenes Schweigen.
»Ich muss euch auch was gestehen«, durchbrach Habicht die Stille und senkte den Blick. »Ich glaube, ich hab mein Taschentuch dort verloren.«
»Was«, rief Klaus Diefenbach. »Seid ihr von alle guude Geister verlasse?«
»Es werd noch schlimmer«, meldete sich jetzt auch Wagner zu Wort. »Ich, ich … hab mei Handy vergesse aufzuhebe. Des werd die Polizei aach gefunde habbe.« Jetzt, wo Habicht und Schmitz ihre Fauxpas zugegeben hatten, konnte auch er seinen Fehler gestehen. Wagner war darüber sehr erleichtert.
»Wie kann mer nur so dabbisch sei? Wenn mir wege euch uffliege, löffelt ihr die Supp abber allein aus. Ich will mit der ganz Kacke hier nix mehr zu tun habbe!« Jochen Menning stand auf und flüchtete aus der Gartenhütte.

»Die Ratten verlassen das sinkende Schiff«, versuchte Schmitz zu scherzen, aber das Lachen war allen längst vergangen ………..

Tja, wer hat die rothaarige Ivy wohl auf dem Gewissen? Die Auflösung gibt’s im Buch 😉

 

 

Und hier noch was zum Appetit holen … wobei, der Tod dieser ‚Aabeeleich’ ist nicht ganz so appetitlich:

Unkelbach … un die Aabeeleich

(Aabee ist urhessisch und bedeutet Toilette)

Wie so oft saß Charly in seinem Stammcafé und blätterte im ‚Hofheimer Kurier’. Doch statt der üblichen Tasse Kaffee stand ein Glas Kamillentee vor ihm. Das war nicht gerade sein Lieblingsgetränk, aber er hatte sich ordentlich den Magen verdorben.
Und es fing schon wieder an zu rumoren. Seufzend stand er auf, um die Toilette im Untergeschoss des Hauses aufzusuchen. Es war bereits das fünfte Mal innerhalb einer Stunde. Toni, der zufrieden schnarchend unter dem Tisch lag, schenkte Unkelbach wenig Beachtung. Bei den ersten drei Toilettengängen seines Herrchens, war er noch hinterher gedackelt. Nun aber blieb er unbeeindruckt unter dem Tisch liegen und überließ Charly seinem Schicksal.

Es dauerte eine geraume Weile, bis sich Unkelbach halbwegs besser fühlte und den Mut besaß, die Toilette wieder zu verlassen. Er überlegte, ob es nicht gescheiter sei, nach Hause zu gehen und sich ins Bett zu legen. Zumal sich seine Toilette direkt neben dem Schlafzimmer befand und damit die Entfernung wesentlich geringer war, als hier im Café Tass. Er wusch sich die Hände und ging zum Ausgang. Als er die Tür der Herrentoilette öffnete, wich er erschrocken zurück.

***

»Ruf mal die Polizei, bei euch liegt en Tode im Aabee!«, rief Unkelbach dem Chef des Tass entgegen, während er auf ihn zueilte.
»Bitte, was?«, fragte der erschrocken und blickte Unkelbach ungläubig an.
»En Tode. Vorm Klo. Unne.«
Der Chef wandte sich kurzerhand der Treppe zu, um ins Untergeschoß seines Cafés zu stürzen und sich selbst zu vergewissern. Aber Charly hielt ihn am Ärmel seines Hemdes fest.
»Des würd ich an deiner Stell net mache. Is kein schöne Anblick, glaub’s mir! Ruf die Polizei und geb acht, das keiner mehr nunner geht!«, sagte Charly eindringlich, bevor er die Hände auf seinen brodelnden Bauch presste.
»Ich muss jetzt haam. Geht net anners. Du weißt ja wo ich wohn, falls die Bulle mit mir redde wolle. Tschöö!«
Eiligen Schrittes und mit Toni im Schlepptau verließ Unkelbach das Tass.

Der Cafébesitzer stand wie vom Donner gerührt da und blickte seinem Stammgast immer noch ungläubig nach. Erst, als ein junger Mann Richtung Kellertreppe ging, erwachte er aus seiner Erstarrung und hielt den Gast auf.

***

Es war in der Tat kein schöner Anblick, der sich Kommissar Müller von der Hofheimer Kripo und den Leuten der Spurensicherung bot: Ein etwa 30-jähriger Mann lag am unteren Ende der Treppe, direkt vor der Herrentoilette.
Müller war hart im Nehmen und hatte schon etliche unansehnliche Leichen in seiner Berufslaufbahn ertragen müssen. Das aber brachte auch ihn an seine Schmerzgrenze.
Müllers burschikose Assistentin Sabine Knab presste nach einigen Minuten die Hand vor den Mund und verließ fluchtartig den Ort des Geschehens.
Kein schöner Platz, um zu sterben, dachte Müller, vor allem nicht, um SO zu sterben. Dem Toten war mit roher Gewalt eine dreckige Klobürste in den Mund gestopft worden. Ob er daran erstickt war oder was sonst sein unästhetisches Ableben verursacht hatte, musste nun die Obduktion klären.

Das Café Tass war von der Polizei abgeriegelt worden. Niemand durfte raus oder rein. Vor dem Tass hatten sich bereits zahlreiche Schaulustige versammelt. Es ist immer wieder ein Phänomen, dachte Müller, wie rasch sich ein Unglück in dem Städtchen herumspricht und wie schnell Neugierige vor Ort sind. Er kannte das und wunderte sich trotzdem jedes Mal aufs Neue.

Die unbekannte Leiche war inzwischen in die Pathologie abtransportiert worden. Papiere hatte der junge Mann keine bei sich und das Personal vom Tass kannte ihn nicht.

***

Unkelbach lag zitternd und frierend auf seinem Bett, als jemand Sturm läutete.
»Des ging aber flott«, murmelte er vor sich hin. Er wusste, dass nur einer so penetrant klingelte und das war sein alter Bekannter von der Kripo. Seufzend erhob er sich und ging leicht schwankend nach unten, um die Tür zu öffnen.

»Meine Güte, Charly«, sagte Kommissar Müller entsetzt, als er Unkelbach sah. »Du siehst ja selber aus, als würdest du bald das Zeitliche segnen!«
Leichenblass stand Unkelbach an der Haustür und konnte sich kaum auf den Beinen halten. Er murmelte noch etwas Unverständliches in seinen Fünftagebart, dann brach er in sich zusammen.
»Auch das noch!« Müller verständigte sofort den Notarzt.

***

»Na, da sind wir ja wieder!«, sagte Thorsten zufrieden.
Erleichtert schloss er die Krankenzimmertür von innen und ging zum Bett seines Freundes.
»Ich hab mir von de Schwester zweimal Mittagesse bringe lasse, hab aber immer noch Kohldamp wie e siebeköppisch Raup«, behauptete Charly.
Zumindest was seinen Appetit betraf, war er wieder auf dem Damm.

»Wie lang hab ich dann geschlafe? Ich hatt vielleicht en verrückte Traum. Hab e Aabeeleich gefunne! Im Tass! Musste dir mal vorstelle! Und wo issen mein Toni? Und wieso bin ich eigentlich im Krankehaus? Doch net wesche der bissje Kackerei? Die sage mir ja nix, die Hannebambbel hier! Jetzt sag du doch wenigstens ebbes«, sprudelte es aus Charly heraus.
Er ist offensichtlich wieder auf dem Posten, dachte Thorsten.

»Wenn du mich mal zu Wort kommen ließest, würde ich dir auch gerne erzählen, was ich weiß«, entgegnete er und verdrehte übertrieben die Augen. »Was war das so angenehm ruhig, als du noch im Koma lagst!«
»Wie? Koma? Ich hab doch nur e bissje gepennt, oder?«, fragte Charly jetzt etwas verunsichert. »Also Kumbel, was is los?«
»Du bist zu Hause zusammengebrochen. Gott sei dank war Kommissar Müller gerade bei dir und hat den Notarzt gerufen.« Bevor Thorsten weiterreden konnte, wurde er schon wieder von seinem ungeduldigen Freund unterbrochen.
»De Benni war da? Warum? … Hab ich vielleicht gar net geträumt? Des, mit dem Aabeetote? Mannomann, jetzt schwätz doch endlich!«
»Dann halt deinen Mund und lass mich ausreden, verdammt noch mal!«, antwortete Thorsten genervt. Und Charly hielt den Mund.
»Nein, du hast nicht geträumt. Den Toten im Tass gibt es wirklich. Und du hast dir eine Salmonellenvergiftung eingefangen. Wenn du nicht so ein Urrumpel wärst, hätte das böse ausgehen können! Du warst fast drei Tage nicht ansprechbar und stehst jetzt unter Mordverdacht, weil …«
Prompt fiel Unkelbach Thorsten doch wieder ins Wort: »Ich? Unner Mordverdacht? Wer hat sich dann sowas Idiotisches ausgedacht?« Charly verzog sein Gesicht zu einem breiten Grinsen.
Doch Thorsten fand das gar nicht lustig.
»Nimm das nicht auf die leichte Schulter, mein Lieber. Man hat dich mit dem Mann streiten sehen und er ist nur einige Minuten nach dir runter gegangen. Sonst niemand! Und dann war er tot!«
»Ach jetzt waaß ich, wen du meinst!«, entgegnete Unkelbach. Ihm war das Grinsen nun doch etwas vergangen.
»Des war der junge Mann, mit dem ich über Fußball diskediert hab! Aber des war doch kein Streit! Und vorher hab ich den auch noch nie im Tass gesehe. Ich kenn den doch gar net. Was war dann überhaupt die Todesursach?«
»Och, da hätte ich einiges zu anzubieten«, klärte Thorsten seinen Freund auf und zog sich einen Stuhl ans Bett heran. »Also, zum einen Genickbruch. Er muss die schmale Treppe hinuntergestürzt und unglücklich aufgekommen sein. Nach Aussage zweier Gäste ist er bereits Richtung Treppe getaumelt. Sie hatten sich noch lustig über ihn gemacht, weil sie dachten, er sei bereits am helllichten Tag betrunken.«
Charly klebte an Thorstens Lippen.
»Die hellroten Blutungen an seinen Schleimhäuten passten allerdings nicht zu dieser Todesursache. Die Obduktion ergab dann auch, dass sich Zyankali in seinem Körper befand. Da das Zeug relativ schnell wirkt, geht die Polizei davon aus, dass die Vergiftung unmittelbar zuvor erfolgt sein musste. Die Bedienung hat ausgesagt, dass das Opfer einen Latte Macchiato mit Mandelgeschmack getrunken hatte. Einen besseren Träger für diesen Todescocktail hätte man sich kaum wünschen können.«

Charlys Stirn war von tiefen Denkfalten durchzogen. Er kombinierte bereits: »Der säuft des Zeusch. Dann wird em wahrscheinlich komisch, er steht uff. Er will zum Aabee und kann sich nimmer halte, weil er eh schon fast tot is, flieht die Trepp nunner und bricht sich dadebei ach noch es Gnick. Naja, immerhin hat des den Vorteil gehabt, dass er die letzte Minute von de Vergiftung net mitkriegt hat. Des soll nämlich net so schee sei.«
Thorsten nickte zustimmend, bevor er fortfuhr: »Aber es gibt noch eine dritte Variante, die hätte greifen können, wenn er nicht bereits tot gewesen wäre. Und die ist besonders ekelig.« Er hielt inne.
»Was dann jetzt noch? Meinste die Kloberscht in seim Maul? Die hab ich gesehe. Lecker!«, sagte Unkelbach trocken. »Da muss aber einer ganz uff Nummer sicher hat gehe wolle!«
»Das denke ich auch«, stimmte Thorsten zu. »Die Toilettenbürste hat ihm jemand mit Gewalt in den Mund gerammt. Daran wäre er erstickt, so feste saß die!« Der junge Anwalt war sichtlich angewidert und verzog den Mund.
»Offesichtlich war der Kerl net besonders beliebt«, kommentierte Charly. Es arbeitete auf Hochtouren in ihm.
»Und ich bin jetzt verdächtisch, weil ich derweil uff em Aabee gesesse hab!?«
Thorsten grinste: »So sieht’s wohl aus.« ………..

 

Willst du wissen, wie es weitergeht und in welche Kriminalfälle Charly Unkelbach noch mit rein gezogen wird? Ja?

Na dann – Buch oder Ebook bestellen 😉

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